Hintergrund

Smile to Vote – Political Physiognomy Analytics ist eine transdisziplinäre wissenschaftliche Medienkunstarbeit von Alexander Peterhaensel.

Vor dem Hintergrund KI-optimierten Micro-Targetings in Wahlkämpfen [1] sowie der zunehmenden Akzeptanz IT-gestützter Gesichtserkennungs-Anwendungen für alltägliche Geschäftsprozesse [2], spitzt Smile to Vote aktuelle Forschungsergebnisse der Psychometrie [3] auf eine potentielle Anwendung als maximal-effizientes E-Government-Tool zu. Die multiperspektivische Konzeptkunst-Arbeit bedient sich mehrere Medien und porträtiert so das fiktive GovTech-Startup “smile to vote” und dessen Top-Produkt selben Namens: eine ultra-effiziente e-Wahlkabine.

Der Smile to Vote – Wahlomat ermittelt mittels AI-basiertem Gesichts-Scan innerhalb von Sekunden die politischen Gesinnung einer beliebigen Person und emuliert den Prozess der Stimmabgabe bei der kommenden EU-Parlamentswahl 2019 durch blosses Blicken in eine Kamera.

Die Arbeit thematisiert den religiös vorgetragenen Weltverbesserungsanspruch global agierender IT-Konzere sowie den Glauben an eine übermenschliche Objektivität algorithmischer Entscheidungsprozesse.

Die Interaktion mit dem Smile to Vote – Wahlomat macht die komplexen Auswirkungen der Delegation von Entscheidungen an IT-Systeme für Rezipienten als ästhetische Erfahrung unmittelbar erleb- und begreifbar. Die Arbeit konfrontiert uns mit der Frage nach den Implikationen für politische Prozesse sowie für unser Verständnis von Selbstbestimmtheit und Freiheit, wenn Privatsphäre weiterhin konsequent abgeschafft wird und die Vorhersagbarkeit unseres Verhaltens durch IT-Systeme allgegenwärtig wird.

Die Installation wird flankiert von einer Website und einem Video, die beide subtil an der Grenze zum Phantastischen oszillieren.

Die Website smiletovote.com porträtiert das fiktive GovTech Startup “smile to vote” und wirft ein ironisches Schlaglicht auf die derzeit gehypte Startup-Kultur und den von ethischen Fragen scheinbar entkoppelten Machbarkeitswahn der IT-Branche.

Das Video orientiert sich ironisch an der standardisierten Ästhetik wissenschaftlicher Präsentationsvideos und erklärt die der Installation zu Grunde liegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse und Methoden sowie den Ablauf einer Stimmabgabe.

 

 

 

Der Forschungs-Artikel “Smile to Vote: Towards Political Physiognomy Analytics – Predicting Electoral Behavior from Live Video”, der die wissenschaftlichen Hintergründe der Arbeit erklärt, erschien in der double-blind peer-reviewed Publikation der ISEA2018-Konferenz.

 

Fußnoten

[1] vgl. strategische Verwendung von Big-Data-Mining und Micro-Trageting durch Wahlkampfteams bei der US-Präsidentschaftswahl 2016, dem Brexit-Referendum 2016, der französischen Präsidentschaftswahl 2017, der Bundestagswahl 2017

[2] vgl. Grossflächiger Rollout von Apple’s “FaceID” (09.2017) und Alibaba’s “Smile to Pay” (09.2017)

[3] vgl. Wang, Kosinski, 2017, Deep Neural Networks Are More Accurate Than Humans at Detecting Sexual Orientation From Facial Images

 

Auszeichnungen

1802: Nominierung, Kunstpreis der Erzdiözese Freiburg

 

Ausstellungen – Präsentationen

2-4/5/2018, republica 18, Berlin, DE
23/6 – 1/7/2018, ISEA2018, Durban, SA
27-31/6/2018, Joint Research Center of the EC, Ispra, IT
6-10/9/2018, Ars Electronica, Linz, AT
14/9 – 27/10/2018, Belleparais, Munich, DE
27/9/2018, Retune Festival, Berlin, DE
14/11/2018, 35th Kassel Documentary Film and Video Festival
18/11/2018 – 13/1/2019, Morat-Institut, Freiburg, DE
30/11/2018, University of the Arts, Berlin, DE
27/1 – 31/3/2019, Kunstmuseum, Singen, DE
6-7/2/2019, European Parliament, Brussels, BE
2/6 – 7/7/2019, St. Bonifatius, Mannheim, DE

 

Presse

8/9/2018, Interview, Der Spiegel, DE
14/9/2018, Interview, Ö1, AT
17/9/2018, Interview, B5, DE
19/9/2018, Interview, SWR2, DE

 

Credits und Dank

Artistic Direction: Alexander Peterhaensel
Executive production: audiovisual architectures lab
Software Development: Julian Netzer
Graphic Design: Christopher Höhn
Carpentry: Max Bilger
Cast: Anna Anders, Julian Netzer
Voiceover: Adam Gardiner
Support: University of the Arts Berlin